Atomstrom ist keineswegs CO2-neutral. Die Treibhausgasemissionen sind größtenteils der Stromproduktion vor- und nachgelagert. Betrachtet man den gesamten Lebensweg – von Uranabbau, Brennelementherstellung, Kraftwerksbau und -rückbau bis zur Endlagerung – so ist in den einzelnen Stufen des Zyklus zum Teil ein hoher Energieaufwand nötig, wobei Treibhausgase emittiert werden.

Das deutsche Bundesamt für Umwelt (Stand 27.11.2019, abgerufen am 21.1.2023), zitiert zwei Quellen für die konkreten CO2-Belastungen durch Atomkraftwerke.
1. Das deutsche Öko-Institut machte 2007 einen ausführlichen Vergleich verschiedener Länder. „Deutscher“ Atomstrom führt demnach zu rund 32 g CO2-Äquivalente je kWhel, im Vergleich zu 65 g/kWhel für AKW-Strom in Russland. Diese Ergebnisse liegen in der Bandbreite anderer Studien für CO2: 10 bis 60 g/kWhel (IEA 1994; CRIEPI 1995) bis 120 g/kWhel bei Urangehalte von 1% (van Leeuwen/Smith 2004).
2. Gemäss Meta-Studie der weltweiten Klimakommission IPCC aus dem Jahr 2014 emittieren die Kernkraftwerke zwischen 3,7 bis 110 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde. Darauf basieren auch die Berechnungen für die nationalen Klimabilanzen.
Die folgende Zusammenstellung zeigt die Bandbreite auf. Es fällt auf: Die Einschätzungen für Kernenergie unterscheiden sich um den Faktor 30!
Technologie | Min. | Median | Max. |
---|---|---|---|
Derzeit verfügbare Technologien | |||
Kohle | 740 | 820 | 910 |
Biomasse kombiniert mit Kohle | 620 | 740 | 890 |
Erdgas | 410 | 490 | 650 |
Biomasse allein | 130 | 230 | 420 |
Solarmodul in großem Maßstab | 18 | 48 | 180 |
Solarmodul auf Dächern | 26 | 41 | 60 |
Geothermische Energie | 6,0 | 38 | 79 |
Solarenergie konzentriert | 8,8 | 27 | 63 |
Wasserkraft | 1,0 | 24 | 33[3] |
Windturbine auf See | 8,0 | 12 | 35 |
Kernenergie | 3,7 | 12 | 110 |
Windenergie an Land | 7,0 | 11 | 56 |
Atomenergie weist aber auf jedem Fall erhebliche CO2-Emissionen auf – und hinterlässt bei der Gewinnung, Aufbereitung und Entsorgung gigantische radioaktive Schutthalden.
Zweifelhafte Herkunft des Urans
Die weltweite Uranbergbauproduktion (Stand: Juli 2022) stammt gemäss World Nuclear Association zu zwei Dritteln aus Bergwerken in Kasachstan, Kanada und Australien. Im Jahr 2021 produzierte Kasachstan – ein von Russland stark abhängiger Staat – den grössten Anteil des Urans aus Minen (45 % des weltweiten Angebots), gefolgt von Namibia (12 %) und Kanada (10 %).
Über 60 % des Urans – Tendenz zunehmend – wird durch In-situ-Laugung (ISL) gewonnen. Konventionelle Bergwerke verfügen über eine Mühle, in der das Erz zerkleinert, gemahlen und dann mit Schwefelsäure ausgelaugt wird, um die Uranoxide aufzulösen.
In der Mühle eines konventionellen Bergwerks oder in der ISL-Aufbereitungsanlage wird das Uran dann durch Ionenaustausch abgetrennt, bevor es getrocknet und verpackt wird, normalerweise als U3O8. In einigen Mühlen und ISL-Betrieben (insbesondere in den USA) wird je nach Erzkörper eine Karbonatlaugung anstelle von Schwefelsäure eingesetzt.
In den 1990er Jahren wurde die Uranproduktionsindustrie durch Übernahmen, Fusionen und Schließungen konsolidiert. Über die Hälfte der Uranminenproduktion stammt von staatlichen Bergbauunternehmen. Im Jahr 2021 entfielen auf die 10 größten Unternehmen, gemessen an der Produktion, etwa 90 % der weltweiten Uranproduktion. Die meisten davon gehören autoritären Staaten:
Company | tonnes U | % of world total |
Kazatomprom | 11,858 | 25 |
Orano | 4541 | 9 |
Uranium One | 4514 | 9 |
Cameco | 4397 | 9 |
CGN | 4112 | 9 |
Navoi Mining | 3500 | 7 |
CNNC | 3562 | 7 |
ARMZ | 2635 | 5 |
General Atomics/Quasar | 2241 | 5 |
BHP | 1922 | 4 |
Energy Asia | 900 | 2 |
Sopamin | 809 | 2 |
VostGok | 455 | 1 |
Other | 2886 | 6 |
Total | 48,332 | 100 |
Die Urangewinnung hinterlässt gigantische Schutthalden und Unmengen von schwefelsäure- und uranhaltigem Schlamm, der oft in der Umwelt belassen wird und jederzeit Katastophen auslösen kann. Das Gleiche gilt für die Wiederaufbereitungsanlagen, welche in Russland und in den USA weite Landstriche unbewohnbar gemacht haben und vor Grossbritannien das Meer verseuchen.